Peinliche Erkenntnisse, Bacalao & Rømmegrøt

Was wollen wir heute essen? Meistens muss ich diese Frage beantworten - auch gut so, denn dann ich immer das Rezept meiner Wahl aus meiner Büchervielfalt herausfischen. Robert bahauptet immer er würde alles essen - was er eigelntlich auch tut - und da sind ihm Essensvorschläge nur schwer zu entlocken. Aber letztens hatte er mal einen Wunsch - ihm war nach Suppe, genauer gesagt Fischsuppe. Das passte mir wiederum ganz gut, denn ich wollte mal wieder etwas aus meinen norwegischen Kochbüchern kochen und da würde sich doch sicher Fischsuppe finden?! Spontan fiel mir Bacalao ein, das hatte ich in beiden gesehen und glaubte mich zu erinnern dass das eine Art Fischeintopf war. Eigentlich kannte ich dieses Gericht nur aus dem Mittelmeerraum (und dachte erst es wäre 'geklaut'). Erst mußte ich aber herausfinden welchen Fisch ich kaufen mußte, da ich keinen Trockenfisch/Stockfisch (oder wie die Norweger auch sagen: klippfisk) zur Hand hatte. Eine Möglichkeit war Kabeljau, der war ja recht einfach zu bekommen - und im selben Atemzug las ich dass Kabeljau und Dorsch diessellbe Bezeichnung für diesen Fisch sind. Ich Blödmann! Ich habe mir schon vor einiger Zeit den Kopf zermartert, wo ich bloß Dorsch für die ganzen norwegischen Fischrezepte herbekommen soll ... jetzt weiß ich Bescheid.

Zurück zum Bacalao, einen interessanten Artikel fand ich hier. Im Prinzip ist das nur die spanische Bezeichnung für klippfisk. Diese Art der Zubereitung wie in den Mittelmeerländern ist zwar nicht ganz so traditionell wie Lutefisk, aber im Prinzip unterscheidet sich die Vorbereitung des Fisches nicht wesentlich. Von den Norwegern selber wurde ich immer gewarnt dass die Vorbereitung des Fisches, d.h. das tagelange Einweichen bzw. Wässern mit erheblicher Geruchsentwicklung verbunden ist und die Kinder deshalb vor Weihnachten (die traditionelle Lutefisk-Zeit) schon mal bei den Großeltern einquartiert werden; und deshalb die meisten den Fisch schon fertig vorbereitet kaufen oder im Restaurant essen gehen. Ich nehme mal an, dass die Norweger die mediterrane Variante der Trockenfisch-Zubereitung mit Beginn des Exports ihres Fisches nach Portugal/Spanien in ihr Repertoire aufgenommen haben, da diese eine willkommene Abwechslung auf dem Speiseplan darstellte. Laut Andreas Viestad hat auch jede größere Küstenstadt ihr eigenes Bacalao-Rezept, und schon zu früheren Zeiten waren darin exotische Gewürze enthalten wie zB Piment und Chili. Er empfiehlt sein Lieblingsrezept aber empfiehlt auch gerne mit Gewürzen und Zutaten zu experimentieren. Das Rezept dass ich in meinem anderen norwegischen Kochbuch vorfand machte allerdings einen recht langweiligen Eindruck, also hielt ich mich an Andreas, halbierte nur ungefähr die Zutaten, ersetzte den Trockenfisch mit Tiefkühlware und fügte noch Krabben dazu.

  • 5 große festkochende Kartoffeln, in ca 2 cm große Würfel geschnitten
  • 400 g Kabeljau, in große Stücke geschnitten
  • eine große Handvoll Krabben
  • 2 große Zwiebeln, in Streifen geschnitten
  • 1-2 Knoblauchzehen, gehackt
  • 1 Chilischote, gehackt
  • 2 EL gehackte Petersilie
  • 200g geräucherte Paprikaschoten, enthäutet und in dünne Streifen geschnitten
  • 1 große Dose ganze Tomaten im eigenen Saft (800g)
  • 150 ml Olivenöl
  • 2 Lorbeerblätter
  • 10 schwarze Pfefferkörner

Kartoffeln, Fisch und Zwiebeln lagenweise in einen großen Topf schichten, dabei den Fisch ordentlich salzen, da das fehlende Salz aus dem Trockenfisch ersetzt werden muß. Die Paprikaschoten, Tomaten, Öl und Gewürze zugeben und das Ganze auf kleiner Hitze erwärmen damit nichts anbrennt. Dann 30 Minuten köcheln lassen, zum Schluß nochmal 15 Minuten bei mittlere Hitze ziehen lassen, es sollte nicht mehr kochen. In der ganzen Zeit nicht rühren, höchstens mal am Topf rütteln.

Der Geschmack war ausgezeichnet - meine Ideen für noch raffiniertere Varianten (welche ich beim nächsten Mal ausprobieren werde) sind Piment, Zimt und evt Fenchel oder Fenchelsamen.

Da ich schon bei norwegischen Traditionsgerichten war, sollte es auch noch ein Nachtisch sein - Rømmegrøt.

Rømmegrøt ist eine Grütze (also Grøt) aus Rømme, der norwegischen Variante von saurer Sahne, allerdings nitcht so sauer vom Geschmack her wie in Deutschland. Die richtige Seterrømme (also die vom Bauernhof) hat mindestens 35% Fett. Das Gericht ist ein traditionelles Essen für Feierlichkeiten wie Hochzeiten, man ißt dazu aber auch herzhafte Sachen, z.B. spekemat (eine Art Schlachteplatte mir Würsten und Salami, wobei auch Wildfleisch dabei ist) und flatbrød (sehr dünnes Brot, eine Art Knäcke, der Teig besteht aber nur aus Wasser und Mehl).

Zutaten:

  • 400 g Schmand oder Creme fraiche
  • 150 g Mehl
  • 1/2 TL Salz
  • 500 ml Milch

Schmand hatte ich da, und den Rest auch. Der Schmand kann natürlich die richtige Rømme nicht ersetzten, dazu ist der Geschmack noch zu säuerlich, aber es ist meiner Meinung die bessere Alternative als Creme fraiche - ich habe schließlich original Rømme gegessen und muss es wissen ...

Den Schmand drei-vier Minuten köcheln. Die Hälfte vom Mehl hineinrühren und unter Umrühren kochen, bis die Grütze Fett absondert (Geduld!). Das geschmolzene Fett abgiessen und warm stellen. Das restliche Mehl unterrühren. Salz zugeben und die Grütze mit der Milch geschmeidig rühren. Mit dem Fett und Zimt und Zucker servieren.

Ich habe nicht so viel Geduld bewiesen, deswegen fehlte bei mir das Fett - außerdem hatten sich unglücklicherweise durch das Mehl ein paar Klümpchen gebildet - das tat dem Geschmack aber keinen Abbruch. Robert wollte nichts (ihm hatte schon die fertige die ich aus dem Urlaub mitgebracht hatte nicht geschmeckt), und ich mußte nach einem kleinen Schälchen aufgeben, da das Zeug wahnsinnig stopft (ähnlich wie bei Milchgrieß oder -reis).

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