Wien - Heimat süßer Gaumenfreuden und kulinarischer Köstlichkeiten

Mein Besuch in Wien schlug sich wie vermutet ganz schnell auf die Hüfte nieder. Die dortige Kaffeehaus-Kultur lädt geradezu ein bei einem großen (oder auch kleinem) Stück Gebäck oder Torte zu verweilen und die mannigfaltigen Arten der Kaffeezubereitung zu genießen: Brauner, Einspänner, Melange usw (ein Link dazu findet sich weiter unten). Einen ausgiebiger Besuch verdiente auch das Demel, Wiens k.u.k. Hofzuckerbäckerei. Die ausladende Tortenauslage enthielt zwar den Kalorienbedarf eines ganzen Monats, aber war allzu verführerisch. Unter den Sahne- und Buttercremekunstwerken entdeckte ich auch einen alten Bekannten, die Dobos-Torte. Ich hätte so einmal das Original probieren können oder mir in einen edlen Karton zum Mitnehmen einpacken lassen, aber ich war mehr an der Süßwarenabteilung interessiert. Sich dort süße Souvenirs zu kaufen erschöpft aber schneller den Geldbeutel als man denkt. Von in kleinen Holzkisten eingepackten Demel- und Sachertorten, Schichtnougat, Minzschokolade und Katzenzungen bis hin zu verschiedensten Pralinensortimenten in wunderschönen Schachteln findet sich alles was gut und teuer ist. Nachdem ich mit Schichtnougat und einer Pralinenschachtel (oder eher Schächtelchen) zugeschlagen hatte, hob ich mir die Torte für den nächsten Tag auf. In einem der 'klassischen' Wiener Cafés, dem Café Landtmann, genehmigte ich mir ein Stück Himbeersouffle-Torte. Dabei ist der Bestellvorgang etwas seltsam - die Dame an der Theke händigt einem einen Zettel mit einer Nummer aus, nachdem man sich für ein Stück entschieden hat. Den Zettel bekommt der Ober, der dann das gewünschte Stück etwas später serviert.

Da mein süßer Zahn bekanntlich größer ist als der von anderen, konnte ich auch der Versuchung nicht widerstehen, als ich im Buchladen eine Ausgabe des Gourmet-Magazins A la carte: Das süße Wien fand. Noch mehr Zuckerzeug! Hatte ich erwähnt dass ich eigentlich wegen eines Diabetes-Kongresses in Wien war? Passt irgendwie nicht so zusammen ;) Ein Tipp aus dem Magazin war "Bonbons Dürnberger" in der Neubaugasse. Neben allerlei Kleinigkeiten zum Abfüllen sollte es auch einen Großteil des Zotter-Sortimentes geben. Nichts wie hin! Dieser Laden ist wie ein großer bunter Kindertraum ... altmodische Einrichtung, Schaufensterauslagen aus Glas, Holzregale und -schubladen, und wohin das Auge auch blickt, vom Boden bis zur Decke nur Süßigkeiten. Natürlich wurde ich auch fündig und schwebte im siebten Zotter-Schokoladen-Himmel, und zu meinem Glück gab es auch gerade eine Verkostung ... Neben der Gelegenheit eher seltene und neue Sorten zu erstehen, die man in Deutschland schwer bekommt, machte ich noch ein Schäppchen (11 für den Preis von 10). Empfehlen kann ich auch die Labooko Himbeer & Kokos und die Gelbe mit Banane.

Für Münder die lieber herzhafte Sachen verspeisen, seien auch einige gute Plätze genannt. Ein Wiener Klassiker ist das Figlmüller. Bitte nehmt das 'Spezial', ein riesiges und hauchdünnes Wiener (Kalbs)Schnitzel, das über den Tellerrand reicht. Dazu gehört der Erdäpfel-Vogerl-Salat (Kartoffelsalat mit Feldsalat obendrauf), der mit seinem säuerlichen Dressing und dem steirischen Kernöl darauf hervoragend dazu passt. Zum Glück hatte ich den ganzen Tag gehungert, so das sich mit Ach und Krach Platz in meinem Magen für dieses Riesenstück Fleisch fand.

Liebhaber anderer Länderküchen werden ebenso fündig. Von osteuropäischen bis hin zu orientalischen und auch asiatischen Küchen ist alles vertreten, Orient bis Okzident. Ich war im RaMien in der Gumpendorfer Straße. Die Nudelgerichte sind ein Traum, also vor 15 oder nach 18 Uhr kommen! Wenn man dann auch noch schafft, die langen Nudeln mit dem Stäbchen oder dem Löffel ohne sich vollständig zu bespritzen aus der Soße zu holen ist das Essen perfekt.

Gleich in der Nähe, die Straße hinunter schräg gegenüber vom Café Sperl (auch ein guter Platz um den Tag zu beginnen) liegt das Suppito. Leider hatte ich keine Gelegenheit einzutreten, denn am einzigen Tag wo ich Zeit dafür gehabt hätte (Freitag) ist es geschlossen. Sonst hätte ich mir glatt eine der leckeren Suppen mitgenommen ... Also zurück zum Café und erstmal einen Kaffee *Hand vor den Mund halt*. So etwas bestellt man doch hier nicht! Genau, hier folgt der Link zum kleinen Kaffee-ABC.

Den krönenden Abschluß sollte ein Besuch auf dem Wiener Naschmarkt bilden. Am besten man plant einen ganzen Tag ein und probiert sich durch die verschiedenen Stände. Gelegenheiten zum Essen gibt es auch genug, besonders das Palatschinkenkuchl mit einer endlosen Auswahl an herzhaften und süßen Platschinken ist einen Abstecher wert. Wer sich zu Hause immer über die schlechte Obst- und Gemüseauswahl oder Qualität ärgert, wird hier große Augen machen. Es gibt die exotischsten Dinge in einer Top-Qualität. Dazu finden sich italienische, türkische und orientalische Spezialitäten aneinandergereiht. Mein Traum von einem perfekten selbst gekochten 4-Gänge-Menü geginnt mit einem Einkauf auf dem Naschmarkt, ein wahres Fest für die Sinne ...

Und selbst wer keine Zeit hat, sich in ein Café oder Restaurant zu setzen (eigentlich in Wien nicht erlaubt, Zeit für einen Cafébesuch muß sein!) oder über Märkte und durch Läden zu schlendern, kann sich auch mit einem Besuch des 'profanen' Bäckers am Straßenrand etwas Gutes tun, denn auch dort ist die Auswahl exzellent. Ich empfehle einen Nussbeugel.


oben: Süßwaren aus dem Demel, die Tortenanrichte (Mitte)
Mitte (kleine Bilder): Schaufensterauslage im "Bonbons Dürnberger", frische Cranberries und türkische Süßwaren auf dem Naschmarkt
Mitte (großes Bild): Gemüsestand auf dem Naschmarkt
unten: Schnitzel im Figlmüller, Antipasti auf dem Naschmarkt

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